Wolfgang Huber kritisiert SPD-Abkehr von Hartz IV

Wolfgang Huber hält die Distanzierung der SPD von der Agenda 2010 für falsch. Zugleich wendet er sich gegen die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens.

"Es grenzt an ein Wunder, wie gut wir aus der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 gekommen sind. Dazu hat die Agenda 2010 beigetragen. Ich kann nicht begreifen, dass die SPD sich von dieser Reform lossagt, ja sich dieses Verdienstes schämt", sagte Huber im Gespräch mit der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 13. Februar 2019.

Zugleich wandte er sich gegen die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. "Mich ärgert, dass inzwischen auch Chefs großer Unternehmen sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen aussprechen. Sie entziehen sich damit der Verantwortung für künftige Arbeitsplätze, statt dazu einen relevanten Beitrag zu leisten. Das finde ich grundverkehrt."

Theologe beklagt Verengung gesellschaftlicher Diskussionen
Wolfgang Huber beklagte einen "ausgeprägten Hang zur Political Correctness" in gesellschaftlichen Debatten. "Das führt zu einer Verengung gesellschaftlicher Diskussionen", sagte er. Auf der anderen Seite gebe es ein Verlangen nach Übertreibungen und Populismus. "Das verführt Menschen zu der Vorstellung, dass der Mut zur Wahrheit sich in vereinfachenden und groben Ausdrucksweisen zeigt."

Im Umgang mit der AfD warnte der frühere Bischof vor einer Ausgrenzung der Wähler. Zwar seien bestimmte Haltungen der Partei mit dem gesellschaftlichen Grundkonsens nicht vereinbar, so Huber. Aber: "Es ist nicht unsere Aufgabe, deren Anhänger auszugrenzen, sondern das Gespräch mit ihnen zu suchen. Wir sollten uns um sie bemühen und uns nicht zu stark auf die AfD als solche fokussieren." Damit würden sich Unternehmen aus der Verantwortung stehlen, sagte der Theologe im Gespräch mit Hannah Suppa und Torsten Gellner.

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