Digitalisierung ist weder Horrorgemälde noch Glücksverheißung

Für einen nüchternen Umgang mit der Digitalisierung spricht sich Wolfgang Huber aus. Sie sei kein Horrorgemälde, aber auch keine euphorische Glücksverheißung.

"Wir sollten die Digitalisierungsmöglichkeiten als Assistenz für menschliches Handeln nehmen, aber eine Vereinbarung treffen, dass sie nicht die Herrschaft über menschliches Handeln erlangen", sagte Wolfgang Huber am 26. März 2019 bei einem Vortrag in Biberach.

Die Digitalisierung sei der größte Epochenumbruch seit der Erfindung des Buchdrucks. 2002 sei das erste Jahr gewesen, in dem weltweit mehr digitale als analoge Informationen zur Verfügung gestanden hätten. Seither hätten sich die Proportionen dramatisch verschoben. Die Epoche der analogen/gedruckten Information komme mit einer Geschwindigkeit an ihr Ende, wie man es noch vor Jahren nicht geglaubt hätte.

Kinder kommen als analoge Wesen zur Welt

Dies müsse aber nicht zwangsläufig zu einer Spaltung der Gesellschaft in ältere, eher in der analogen Welt verhafteten und jüngere, dem Digitalen aufgeschlossene Menschen führen. "Auch heutige Kinder kommen als analoge Wesen auf die Welt, nicht als digitale", so Huber. Dass bereits Kleinkinder in Smartphones starrten, liege nicht an den Kindern, sondern an Eltern, "die ihre Kinder nicht anders zu beschäftigen wissen", sagte Huber und erhielt dafür Applaus von den rund 400 Zuhörern.

Die Digitalisierung dürfe nicht als Begründung dafür dienen, dass Menschen ihre Arbeit verlören. Vielmehr stünden die Unternehmer in der Verantwortung neue Fähigkeiten aufzubauen. Aus diesem Grund sprach sich Huber auch gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen aus. Damit nehme man die Unternehmer aus der Verantwortung. "Es muss auch in Zeiten der Digitalisierung möglich sein, dass Menschen auch in Zukunft mit ihrer eigenen Hände Arbeit Sinnvolles tun und damit ihren Lebensunterhalt verdienen können", sagte der Theologe.

Zum Bericht der Schwäbischen Zeitung geht es hier