Wir haben unbedingt Widerstand nötig!

Nicht gegen den Staat, aber gegen politische Polarisierung, gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Antisemitismus.

Weiter sagte Wolfgang Huber im Interview mit der Zeit:

„Der Pazifist aus Prinzip, der für sich auf jede Gewalt verzichtet, muss wissen, dass seine Position nicht verallgemeinert werden kann. Niemand hat das Recht, seinen eigenen Pazifismus als Argument zu benutzen, um anderen Menschen den Schutz vor Gewalt zu verweigern. Wer im Falle einer Bedrohung konsequent auf Gegenwehr verzichtet, darf dies nur für sich selber postulieren. Aber wer mit militärischen Mitteln Frieden machen will, der muss begründete Hoffnung haben, dass diese Mittel auch wirken."

Was wir von Dietrich Bonhoeffer lernen können
"Vom Theologen Dietrich Bonhoeffer können wir lernen, dass Widerstand eine innere Haltung ist. Sie setzt voraus, dass ich bereit bin, zu dem zu stehen, was ich als wichtig erkannt habe. Dass ich auch öffentlich dafür eintrete. Und dass ich bereit bin, Risiken in Kauf zu nehmen."

"Ich gehöre nicht zu denen, die sich damit abfinden wollen, dass 20 Prozent der Bevölkerung nun mal antisemitisch sind. Und ich glaube keineswegs, dass wir Bürger, die zum Rechtspopulismus neigen, verloren geben dürfen und daher auch nicht mit ihnen reden müssen. Ich habe mit der Entscheidung des Kirchentags, Politikern der AfD plakativ den Zugang zu verweigern, sehr gehadert. Da entstand der Eindruck, unsere Kirche habe kein Interesse am Gespräch mit Menschen, die AfD wählen. Dieses Interesse müssen wir aber haben, wenn wir dahinterkommen wollen, welche Ängste, Unsicherheiten, Enttäuschungen und auch Ressentiments sie antreiben. Wer die Motive der AfD-Wähler nicht kennt, kann nicht die richtigen Konsequenzen ziehen."

"Ich fürchte, es ist durchaus noch nicht allen bewusst, dass der Schutz der Würde anderer Menschen nicht an den Staat delegiert werden kann, sondern uns selber obliegt. Dabei geht es gar nicht so sehr um bekenntnishaftes Reden. Es geht auch nicht um Political Correctness. Sondern darum, das Unbehagliche zu tun. Wo ist zum Beispiel unsere Dankbarkeit und Bewunderung für jene, die sich im Alltag um Kranke, Schwache, Arme kümmern? Aller Widerstand beginnt mit Überwindung."

Interview mit Evelyn Finger in der Zeit vom 07. November 2019, Seite 72 (Glauben und Zweifeln)