Sport ist auch positiv, wenn man nicht auf dem Treppchen steht

Der positive Wettkampfcharakter des Sports, der zur Leistung anspornt, kippt in dem Moment um, in dem Leistung nur noch beim Sieger gesehen wird.

"Leistung ist immer bezogen auf die konkreten Möglichkeiten, die der Einzelne hat. Sport, auch Leistungssport, ist auch für denjenigen positiv, der nicht ganz oben auf dem Treppchen steht", sagte Wolfgang Huber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (21. April 2019). 

Beim Kinder- und Jugendsport beunruhigten ihn in zunehmendem Maß die Berichte darüber, "dass der allergrößte Leistungsdruck unter Umständen gar nicht von den Trainern ausgeht, die solche Erwartungen eher dosieren können, sondern von den Eltern".

Wie überzeugend der Sport sei, hänge davon ab, wie vertrauenswürdig seine Institutionen seien. "Dabei denke ich nicht zuletzt an seine internationalen Organisationen, IOC, Fifa, Uefa und wie sie alle heißen. Es ist paradox: Dort, wo der Sport die allergrößte Resonanz hat, gefährdet er seinen Ruf besonders stark", sagte der Theologe.

"Das sehen wir an den zum Teil unerträglichen Machenschaften, die von Ehrgeiz über Korruption bis hin zu sportpolitischen Entscheidungen reichen, bei denen man sich sehr anstrengen muss, um sich vorzustellen, dass diese Entscheidungen ohne Korruption zustande gekommen sein sollen. Wie etwa bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Qatar für das Jahr 2022. Es ist im Übrigen auch traurig, dass wir mehr als zwölf Jahre nach dem Sommermärchen in Deutschland 2006 noch finanzielle Unklarheiten aufarbeiten müssen, die in dessen Zusammenhang aufgetaucht sind."

Aus: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 21. April 2019. Rubrik "Denk ich an Sport", Seite 32.