Kirche muss sich an die gesamte Gesellschaft wenden

Die Gesellschaft wird immer vielfältiger – in ethnischer, kultureller und religiöser Hinsicht. Dennoch muss sich die Kirche an die Gesellschaft als Ganzes richten, ist Wolfgang Huber überzeugt.

"Die Aufgabe der Kirche besteht darin, die Botschaft von Gottes freier Gnade auszurichten an alles Volk", sagte Wolfgang Huber im kulturradio des Rundfunk Berlin-Brandenburg (21. Juni 2015). Das bedeute, "nicht im Binnenbereich der Kirche zu bleiben, sondern die Gesellschaft im Ganzen als Adressatin des Evangeliums und der kirchlichen Verkündigung zu sehen". Darüber hinaus habe die Kirche einen Bildungsauftrag, einen diakonischen Auftrag und müsse im Rahmen ihres Öffentlichkeitsauftrags das politische Geschehen kritisch begleiten.

Huber äußerte sich in einem Radiofeature über die Vereinigung der evangelischen Kirche in West- und Ostdeutschland vor 25 Jahren. Als Bischof in Berlin und Brandenburg hatte er seit 1994 die Diskussion der Protestanten in Ost und West über die Rolle der Kirche in der Gesellschaft miterlebt und mitgeprägt.

Im Verhältnis zur ostdeutschen Gesellschaft insgesamt war die Kirche vor 1989 ein "erstaunlicher Freiraum", sagte Huber. "Es war ein Stück Nostalgie, diese Rolle der Kirche jetzt  unter vollkommen anderen politischen und gesellschaftlichen Bedingungen verlängern zu wollen." Für viele ostdeutsche Protestanten sei es nach der Wiedervereinigung "nur ganz schwer zu verstehen gewesen, dass wir jetzt bei aller Kritik an politischen Einzelmaßnahmen in einem Gemeinwesen leben, das bei der wechselseitigen Unabhängigkeit von Staat und Kirche gleichzeitig in bestimmten Aufgaben auch auf die Kooperation von Staat und Kirche angelegt ist".

Zum Manuskript der Sendung geht es hier