Papst zeigt mit Rücktritt persönliche Größe

Als "Akt der Weisheit und der Größe" lobt Wolfgang Huber den Rücktritt von Papst Benedikt XVI.

Es könne dem Amt und der Gemeinschaft der Christen gut tun, dass das Pontifikat mit diesem Schritt "ein Stück weit in die Wahrnehmung menschlicher Verantwortung eingeordnet wird", sagte der evangelische Theologe am 11. Februar 2013 dem Nachrichtensender N24.

N24: Herr Huber, wie bewerten Sie diese überraschende Ankündigung des Papstes heute?

Wolfgang Huber: Das ist in der Tat sehr überraschend und ich finde, es zeigt in dieser Entscheidung doch eine persönliche Größe des Papstes. Man muss sich immer klarmachen, dass es absolut ungewöhnlich ist und in der ganzen Geschichte einmal vorgekommen ist, dass der Papst zurückgetreten ist. Wir haben alle noch vor Augen, wie Johannes Paul II., obwohl er schwer krank war, dieses Amt bis zuletzt wahrnehmen musste und wenn dieser Papst nun sagt, er tritt zurück und überlässt das Amt einem anderen, dann sollte man das respektieren als einen Akt der Weisheit und der Größe.

Inwieweit glauben Sie, relativiert dieser Schritt jetzt auch das Amt des Papstes?

Es verändert natürlich das Amt des Papstes. Aber ich glaube, es gibt alle guten Möglichkeiten dafür, dass dieses Amt in einer guten Richtung entwickelt wird, denn es ist an sich auch ein Zeichen dafür, dass es ein Mensch ist, der dieses Amt wahrnimmt, wenn er mit dem Alter von 85 Jahren merkt, dass seine Kräfte nun für die Herausforderungen, vor denen dieses Amt heute steht, vielleicht doch nicht mehr zureichen, und er es einem anderen überlassen soll. Insofern glaube ich, dass das dem Amt gut tun kann, dass es auch der Gemeinschaft der Christen gut tun kann, dass das Amt ein Stück weit auch in die Wahrnehmung menschlicher Verantwortung eingeordnet wird.

Welche Art der Erneuerung wünschen Sie denn dem Katholizismus, also Ihren Glaubensbrüdern und -schwestern, im Rahmen dieses Amtswechsels?

Ich glaube nicht, dass man darüber spekulieren kann, dass der Amtswechsel als solcher schon eine Veränderung bewirkt, obwohl natürlich Signale in der einen oder anderen Richtung denkbar sind. Aber wir wissen aus der Geschichte, erst die Wahrnehmung des Amts selber und die Fähigkeit einer Person, dann auch im Vatikan selber etwas zu ändern, die Menschen auf eine neue Weise zu erreichen, das wird entscheidend sein und nicht der Amtswechsel als solcher.

(Mitschrift des Live-Interviews auf N24 am 11.02.2013, ca. 17:50 Uhr)