Klugheit gepaart mit Herzensgüte: Trauerpredigt für getöteten Arzt Fritz von Weizsäcker

Die Traurigkeit hat uns nicht verlassen, seitdem Fritz von Weizsäcker jäh und in unbegreiflicher Weise ums Leben gebracht wurde.

"Wir begehren dagegen auf, dass er nicht mehr so unter uns ist, wie wir ihn gekannt haben: in bezwingender Präsenz, ständiger Einsatzbereitschaft, vorbehaltloser Zuwendung, in seiner nie um ein Wort verlegenen Klugheit, die mit Herzensgüte gepaart war, in der Liebe zu seinen Nächsten und der Fürsorge für alle, die ihm als Patienten oder Mitarbeitende anvertraut waren." Das sagte Wolfgang Huber in seiner Trauerpredigt bei der Beisetzung des renommierten Mediziners am 2. Dezember 2019 auf dem Waldfriedhof Berlin-Dahlem.

Weiter führte der Theologe aus: "Das Wichtigste auf der Welt war für ihn die Liebe, so hat es mir die älteste Tochter berichtet. (...) Aus diesem Geist kam er auch seinen Patienten mit Wärme und Interesse entgegen. Er brauchte keine Vorbilder, um zu wissen, dass ein Kranker mehr ist als der Fall, den er darstellt. Ihm war klar, dass Ärzte Lebensgeschichte und Lebensumstände, Wünsche und Ziele ihrer Patienten verstehen und berücksichtigen müssen. Wo traumatische Erfahrungen ein Leben prägten, reichte es für ihn nicht zu, die üblichen Leitlinien für die angemessene Therapie zu berücksichtigen. Dann ging es zuallererst um die persönliche Lebensgeschichte."

Prof. Dr. med. Fritz von Weizsäcker war Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I an der Schlosspark-Klinik in Berlin-Charlottenburg gewesen. Der prominente Arzt und Sohn des früheren Bundestagspräsidenten Richard von Weizsäcker hatte am 19. November 2019 einen Vortrag vor Gästen und Klinikpersonal gehalten. Nach einiger Zeit sprang ein Zuhörer auf und stach mit einem Messer auf den 59-jährigen Dozenten ein. Für den renommierten Mediziner kam jede Hilfe zu spät. Auch ein Polizist, der privat bei dem Vortrag war, wurde schwer verletzt, als er versuchte, den Attentäter zu fassen.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angreifer psychisch krank sein und wahnbedingt eine Abneigung gegen die Familie von Weizsäcker haben. Der 57-Jährige wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Gegen ihn wird wegen Mordes und versuchten Mordes ermittelt.

Die Trauerpredigt als PDF