Eine Rückkehr zum Nationalprotestantismus gibt es nicht

Der Neubau des Turms der Potsdamer Garnisonkirche steht für eine kritische Erinnerung der Geschichte, für die Einübung demokratischer Verantwortung und für gelebte Versöhnung.

Ein neu errichtetes Gebäude kann doch nicht deshalb, weil es an eine eindrucksvolle architektonische Form anknüpft, an die Irrwege gefesselt werden, mit denen dieses Gebäude in der Vergangenheit verbunden wurde. Wir haben ganz klar eine andere Agenda.

Eine Rückkehr zum Nationalprotestantismus, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts völkischem Denken, Militarismus und Antisemitismus Vorschub leistete, gibt es nicht. Der heutige Protestantismus in Deutschland hat ein kritisches Verhältnis zu dieser Tradition. An seiner kritischen Haltung gegenüber Nationalismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit kann es keinen Zweifel geben.

Die Kritiker des Turm-Neubaus sollten zur Kenntnis nehmen, dass wir uns nicht erst heute kritisch mit der Verbindung von Christentum und Militarismus  beschäftigen. Die Segnung von Waffen, die Verharmlosung des Tötens im Krieg, die Verkehrung des christlichen Glaubens ins Gegenteil – all das wird seit Jahrzehnten kritisch auseinandergenommen.

Interview mit der Märkischen Allgemeinen vom 30. September 2021 (€)