Heute würde Bonhoeffer vielleicht als Gutmensch beschimpft

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer war fest davon überzeugt, dass seine Position nicht etwa eine gesinnungsethische, sondern eine verantwortungsethische Position war.

"Er hätte sich (…) strikt verweigert, wenn man ihn einen Gesinnungsethiker oder, wie man heute zu sagen liebt, einen Gutmenschen genannt hätte", sagte Wolfgang Huber am 15. Februar 2019 im Deutschlandfunk.

In der Flüchtlingspolitik würde er auf der Seite derer stehen, "die die menschliche Lage ernst nehmen, die Bedrängnis von Menschen, die sich auf die Flucht begeben, als eine große Herausforderung wahrnehmen, die aber bis zu Ende denkt und fragt: Was passiert mit ihnen, wenn sie bei uns ankommen? Wo finden sie Aufnahme? Wie werden sie integriert? Und was tragen wir dazu bei, dass die Ursprungskonflikte, die sie zum Verlassen ihres Landes bringen, bearbeitet und behoben werden?"

Bonhoeffer "würde möglicherweise heute als Gutmensch beschimpft“, fügte der Theologe hinzu. "Er würde sich dadurch nicht einschüchtern lassen. Er würde aber argumentieren. Er würde auf die Debatte eingehen und würde verantwortungsethisch fragen, was denn die langfristigen Folgen des Handelns derjenigen sind, die sich dieser Aufgabe zu verweigern suchen."

Zum Interview mit Christiane Florin (geschrieben und als Audio) geht es hier